23. Mai 2016

Die Vennbiker schinden sich beim Hannes

Gestern stand also der MTB Schinderhannes in Emmelshausen auf dem Program. Es sollte mein erster Test sein, was die ganze Schinderei über den Winter, besonders im Winterpokal gebracht hat.

Als erstes möchte ich der Orga vom Schinderhannes für ein tolles Event mit perfekter Infrastruktur, perfekter Streckenbeschilderung und Streckenbetreuung, prima Verpflegungsstellen und toller Strecke danken! Es war wirklich schön!

Ich bin relativ entspannt in Emmelshausen angekommen, da ich mir kein Ziel gesetzt hatte, mir wurde von verschiedenen Seiten berichtet, dass das Feld beim Schinderhannes grundsätzlich mit starken und schnellen Fahrern besetzt ist. Ich traf früh am Morgen an der Location ein, der Vorteil ist, dass man sich in einer entspannten Atmosphäre aklimatisieren kann. Ich war davon ausgegangen, dass ich der einzige Vennbiker auf diesem Event sein werde, jedenfalls war es nicht anders kommuniziert worden. Um so erstaunter war ich, dass, als ich gerade rennfertig war, der Max neben mir stand. Er hatte sich für die Kurzstrecke angemeldet und war mit Teilen der Lammersdorfer angereist.

Nach ein bisschen Geplauder ging ich ans aufwärmen, ein bisschen hin und her fahren. Plötzlich huschte ein weiteres, markantes Vennbike-Muschi-Trikot an mir vorbei. Hakan war auch hier und hatte sich, wie ich, für den halbmarathon angemeldet. Das war ein großes Hallo, da wir uns noch nicht persönlich kannten. Wir treffen uns wenig später in der Startaufstellung wieder.


Das Wetter war wirklich perfekt: Sonnenschein, leichter Wind und gerade so warm, dass man nicht auskühlte, aber auch nicht überhitzte. Hakan und ich hatten uns im Mittelfeld des Blocks platziert, für Hakan war es ein Test was er unter langer Dauerbelastung an Leistung bringen kann, da er in naher Zukunft ein paar Enduro-Rennen bestreiten möchte.

Mein Problem ist, dass mein Körper grundsätzlich Startschwierigkeiten hat, bedeutet mein Puls geht schon auf über 170 obwohl ich noch nicht die ganze Leistung einfordere, also ging ich das Rennen erstmal ruhig an, mit der Folge, dass mich reichlich Fahrer auf der ersten Einführungsschleife überholten, unter anderem auch Hakan. Ich blieb aber bei meinem Plan, forderte nur 70% der leistung von meinem Körper, gefühlt waren es aber 110%. Da besteht noch Handlungsbedarf in meinem Trainingsplan.

Nach 11 Kilometern hatte ich Hakan dann auch wieder eingeholt und es lief auch schon besser für mich. Nach 13 Kilometern stand der erste lange Anstieg an, ich hatte noch nicht das Gefühl, dass mein Körper im Rhythmus war, aber es half nix da musste ich durch. Genau krieg ich die Streckenführung nicht mehr zusammen, ich glaube ich muss mir mal ne Kamera zu legen, damit ich mir noch mal anschauen kann, was für tolle Streckenabschnitte dabei waren.

Am zweiten großen Anstieg war dann auch mein Rhythmus endlich da und ich konnte meine gewohnte Leistung am Berg bringen. Kennzeichen dafür war auch, dass ich mittlerweile mehr Fahrer überholte, als mich überholten. Das gab Motivation! Was nun folgte waren Flowtrails, Bachdurchfahrten und kurz eingestreute, knackig steile bergab Trails. Die steilen bergab Passagen, zeigten auch, dass ich fahrtechnisch auf einem neuen Niveau unterwegs war. Die Grundlage dafür war das lange zurückliegende Fahrtechniktraining bei der Mountainbikeschule - macHartmann.de, wo ich das Prinzip des Geländefahrens theoretisch verstanden hatte, es aber lange Zeit praktisch nicht umsetzen konnte. Hier hat die letzte Rauf&Runter Tour mit Ingo einen Knoten in meinem Kopf gelöst, denn auf dieser Tour standen wirklich die Creme de la Creme der Trails an und ich wundere mich heute noch, dass ich diese mit nem Hardtail gemeistert habe. Und nicht zu Letzt hat das Training auf einer leichten Geländerunde, die Daniel von Coffee&Chainrings gefunden hat, das Ganze gefestigt.

Aber zurück auf die Strecke, die steilen bergab Stücke machten wirklich Spaß, ich fühlte mich sicher, das gab wiederum Motivation. Bei 30 Kilometern hatte ich einen kurzen Schreckmoment. Auf einem wirklich rasanten Flowtrail, der gespickt war mit Wurzelteppichen, übersah ich ein Prachtexemplar dieser Wurzeln, die ich mit voller Wucht erwischte. Folge war, dass der Schlag durch den Reifen auf die Felge und in die Gabel ging, die bis zum Anschlag einfederte. Ich rechnete damit, dass in der nächsten Sekunde die 0,9 bar aus meinem Tublessreifen mit einem lauten Zischen entweichen würde. Aber erstaunlicher Weise blieb alles ruhig und die Diva trug keinen Schaden davon.

Bei Kilometer 43 setzten Rückenschmerzen ein, das kenne ich schon vom letzten Jahr, ich versuche mich dann davon abzulenken, in dem ich meine Umgebung beobachte und mir dazu Gedanken mache, das lenkt ab. Und es ist toll was man da alles beobachten kann. Sei es ein Fahrer, der mit komplett gestreckten Armen und Beinen die Trails runter fuhr oder ein Fahrer vor mir mit einer Rohloffnabe oder Fahrer mit wirklich muskolösen Beinen, an denen ich aber seltsamer Weise am Berg locker vorbei zog. Zu diesem Zeitpunkt musste ich dann feststellen, dass ich irgendwo meine zweite Trikflasche verloren hatte, denn der hintere Flaschenhalter war leer, als ich dort hin griff. Zum Glück war es bis zum zweiten Verpflegungspunkt nur noch 4 Kilometer, so dass ich dort meine verbliebene Flaschen vom prefekten Service füllen lassen konnte.

Zu diesem Zeitpunkt trat auch das Phänomen auf, das ich aus dem letzte Jahr kenne, man schart ungewollt Mitfahrer gleichen Leistungsniveaus um sich. Und scheinbar hab ich ein Faible für radfahrende Holländerinnen, jedenfalls blieben wir fast bis ins Ziel immer nah beieinander, an den Steigungen überholte ich, auf der folgenden Ebene überholte sie wieder und auf den bergab Stücken waren wir ebenbürtig. Einen weiteren kurzen Schreckmoment gab es, als wir zu dritt auf einer zügigen bergab Fahrt einen Abzweig verpassten und die Holländerin vorne die Notbremse zog! es ging aber alles gut, da wir die nötigen Sicherheitasabstände hatten und so nur wenige Meter zurück fahren mussten.

Bei Kilometer 60 setzte Seitenstechen ein, nicht schön, glücklicher Weise, gelang es mir, dieses mit konzentrierter Atmung wieder in den Griff zu kriegen. Meine Leistung ging zu diesem Zeitpunkt bergab. Zu allem Unglück führte die Strecke jetzt gehäuft über gemähte Wiesenwege, kennt ihr die? Sehen aus, als könnten sie kein Wässerchen trüben, bestehen aber, unter der sauberen, vertrauens erweckenden Graskante, aus einer Holperstrecke vom aller feinsten. Wenn das Ganze dann auch noch leicht bergan geht, zieht es mir die letzten Körner aus dem Körper. Ich hasse diese Streckenabschnitte.

Was in diesem Moment allerdings extrem motiviert hat, waren die Rapsfelder links und rechts der Strecke. Der Hintergrund ist die, von Twitterer und Blogger Eric, Anfang des Monats ins Leben gerufene #RAPSody. Unter diesem Hashtag haben ganz viele Läufer und Radfahrer ihre Rapsbilderaktivitäten gepostet und die Erinnerung daran gab mir Motivation.

Dadurch konnte ich auch auf den letzten 5 Kilometern, die größtenteils berghoch gingen, meine Leistung wieder steigern, das die Strecke jetzt wieder durch Wald auf einem Waldweg führte war dem natürlich zuträglich. So konnte ich noch zwei/drei oder auch vier Fahrer hinter mir lassen, auch meine holländische Mitstreiterin.

Und dann war es auch geschafft und im Ziel erwartete mich Max mit den Worten "wo bleibst Du denn?" oder so ähnlich, und er sah natürlich aus, als wäre er gar nicht mit gefahren, völlig entspannt. Ich drehte noch eine kleine Cool-Down Runde und machte mich dann über das Kuchenbuffet her, um dann auf Hakan zu warten. Sein Ziel war unter 5 Stunden zu bleiben. Und dann kam er auch, gut erkennbar an dem Vennbiker-Muschi-Trikot, für das ich übrigens zwischen durch auch von meiner holländischen Begleiterin ein "nice Shirt!" hörte.


Die Rennergebnisse der Vennbiker im einzelnen:

Max, Kurzstrecke, 42km 800hm, Platz 29 gesamt, Platz 13 Altersklasse
Ansgar, Halbmarathon, 69km 1600hm, Platz 149 gesamt, Platz 53 Altersklasse
Hakan, Halbmarathon, 69km 1600hm, Platz 319 gesamt, Platz 68 Altersklasse

Bleibt anzumerken, dass Hakan einige Plätze weiter vorne angekommen wäre, hätte er sich die Raucherpause verniffen! ;-)

Das nächste Rennen für mich ist der MTB Marathon am Rursee, quasi eines der Heimrennen für Vennbike und für mich die Rückkehr an den Ort meines ersten MTB-Rennen überhaupt.

Für alle Vennbiker und Freunde von Vennbike viel Erfolg in den kommenden Rennen und denkt immer dran: FULLLGAAAAZZZ!!

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