20. Juni 2017

Rennbericht Alfsee 2017 - Vennbike geht ein bisschen fremd

Ich wollte schon letztes Jahr einen Rennbericht schreiben. Da bin ich selbst beim 4h Rennen in Hürtgenwald gestartet.
Doch das ging schnell im Alltagstrubel unter. Schade, denk ich jetzt, es hat soviel Spaß gemacht und ich habe eine Fleischwurst und andere tolle Sachen gewonnen :-).
Dieses Mal bin ich Betreuer und Mitreisende (wegen Radfahrer im Bauch) beim 24h Rennen am Alfsee (http://24h-alfsee.de/) und hier kommt mein Bericht.

Rolle und Kugelbauch 2017
Autorin: Vera



4H-Rennen Hürtgenwald 2016

Der Tag davor
Los geht so ein Rennen schon mindestens einen Tag vor dem Start. So überfalle ich Freitagmorgens erstmal den Aldi und kaufe ein: Nudeln, Pesto, Nudeln, Pesto, Nudeln, Pesto,..., Brot, Müsli, Marmelade, Magnesium, etc. Der Einkaufswagen ist rappelvoll und manche Leute schauen schon neugierig meine Artikelzusammenstellung an.



Natürlich gießt es wie in Strömen als ich alles ins Auto einlade. Tja, das Aachener Wetterklischee erfüllt sich gerade punktgenau. Zurück zu Hause backe ich noch einen Kuchen und dann steht noch packen auf dem Programm. Freitagabends ist das Auto dann auch gut beladen. Der Kofferraum voll und zum Glück passt Michi noch auf die Rückbank. Der Radträger hingegen leer. Till, haben wir nicht ein kleines Detail vergessen?? Was ist denn mit den Bikes??? Normalerweise ist es schon eine Woche vor Rennbeginn so: Suche ich spätabends meinen Freund, so ist seine Fahrradwerkstatt ein guter Fundort, Trefferquote nahezu 100%. Hier wird alles nochmal gecheckt und der Feinschliff verpasst. Dieses Mal hatte ich mich schon gewundert... Ja, also wie soll das nun gehen? Der Philipp bringt doch die Räder mit... Ein echter Luxus würde ich sagen: Die Jungs bekommen ihr Pony von Nicolai/BikeBauer zur Verfügung gestellt.
Jetzt aber genug des Vorberichts. Wir fahren Freitagabend von Aachen aus los und erreichen nach gut 2,5 h den Alfsee. Es ist ein superschöner Sommerabend. Auf dem See fahren noch einige Kids im Sonnenuntergang Wakeboard. Ein toller Ort hier. Auch für Mitreisende, die nicht so radinfiziert sind oder für Familien. Man kann hier Minigolf spielen, Wasserski fahren, Klettern, Campen, Schwimmen, Saunieren, Surfen,... .  Philipp ist schon da und das Zelt steht bereits. Für die erste Nacht haben wir uns den Luxus eines Zimmers gegönnt und können erstmal entspannt ankommen.

Die Renntage
Der Samstag startet mit einem ordentlichen Frühstück. Alles ist entspannt, bis 14 Uhr zum Rennbeginn ist noch Zeit. Kleinere Vorbereitungen, Radeinstellungen und eine Testrunde auf der Strecke füllen die Zeit bis dahin. Mittags trifft auch der vierte Fahrer ein. Mit Ralf sind dann alle komplett.
Am Zelt Nicolai/BikeBauer finden sich folgende Teams und Fahrer zusammen: Die Einzelfahrer Thomas und Norman, sowie das 4er Team aus  Ralf, Michi, Philipp und Till. Außerdem sind da noch Nico "der weltbeste Mechaniker"(O-Ton Thomas), Yvonne (Thomas Frau, Fotos & Motivation) und ich (Vera, Fotos, Trikots waschen, etc).


Ohne Strava geht hier nichts





Pünktlich um 14 Uhr fällt dann der Startschuss. Till schießt an zweiter Stelle aus dem Startbereich. Er hatte vorher schon gesagt, ich hab Bock auf die erste Runde. Das merkt man, denn er kommt dann auch nach 26:14 min (seiner schnellsten Runde) mit 39 Sekunden Vorsprung als erster zurück. Das schmeckt dem direkten Konkurrenten Team Harzer Racing Team so gar nicht. Während unsere Jungs mit einem Lachen im Gesicht unterwegs sind, versucht das Gegnerteam andere von der Strecke zu brüllen oder mit möglichst verbissenem Gesichtsausdruck Sekunden gut zu machen. Sehr interessant ist auch der Fahrstiel "Specht" zu beobachten. Bei möglichst hoher Trittfrequenz hackt der Kopf auf und ab, als wollte der Fahrer einen Stamm zertrümmern. Für Zuschauer ist auch der erste kleine Hügel mit vielleicht 10 m Höhenunterschied ein besonderer Beobachtungspunkt. Fahrtechnisch bekommt man hier alles zu sehen... Auch die Motivation aller Fahrer ist völlig unterschiedlich. Unsere Jungs wollen ein tolles Wochenende, sind motiviert und ehrgeizig, aber niemand trainiert hier nach Trainings- oder Ernährungsplan oder mit vorbereitendem Trainigscamp im Frühjahr. Auch Norman und Thomas sind cool drauf und lassen sich auch ihre Zigarettenpause nicht nehmen. Ich enthalte mich da meiner medizinischen Bewertung -:). Dann gibt es Hobbyfahrer, deren Kugel dauerhaft größer ist als meine, die trotzdem gut durchhalten. Es gibt Einzelstarter, die fast vollständig durchfahren und ab ca. der 2. Rennhälfte kaum noch ansprechbar sind. Sie werden meist liebevoll von ihrer Frau wie ein Säugling umsorgt. Manche haben das neueste Equipment und farblich abgestimmte Klamotten, andere einen bunten Mix aus allem. Ich finde es super, dass hier alles vertreten ist und zolle jedem Respekt für seine tolle Leistung.




Nun, aber zurück zum Renngeschehen. Thomas und Norman lassen es klugerweise ganz ruhig angehen. Die haben schließlich auch noch 24 h vor sich. Unsere 4er Gruppe, wechselt nach jeder Runde, so dass konstant Zeiten von 28 bis 30 min über die 12 km pro Runde gefahren werden. Bis zum frühen Abend bleiben die Jungs so auch auf Platz 1. Norman und Thomas sammeln konstant ihre Runden, Aber ein Rennen wäre ja keines, liefe alles konstant ohne Zwischenfälle. So kommt Nico zum 1. Einsatz: Norman hat sich das Schaltwerk abgerissen. Glücklicherweise können sie ein Neues erstehen, anscheinend das Einzige auf dem ganzen Platz, Ersatzteile scheinen rar (Marktlücke?!). Und auch bei den 4 er Jungs läuft nicht alles glatt. Beim Überholmanöver wird Philipp von einem Einzelfahrer vom Rad geholt. Kurze Sorge, ob nix Schlimmeres passiert ist, aber es scheint "nur" eine Oberschenkelprellung zu sein. Richtig gucken lassen, will mich nie jemand, obwohl ich meist mein medizinisches Equipment dabei hab. Vielleicht haben die Jungs Angst, dass ich als Tierärztin irgendwas abschneiden würde?? Keine Ahnung, aber diese Reaktion kenn ich schon, selbst Till muss ich fast für eine Untersuchung und Versorgung fesseln...
Das Rennen nimmt seinen weiteren Lauf. Um 17 Uhr fallen die 4er Jungs dann auf Platz 2 zurück. Mal sehen, was die Nacht bringen wird. Damit jeder auch ein bisschen ausruhen kann, darf einer schlafen und die anderen 3 wechseln weiterhin jede Runde. Da die Versorgung vom Veranstalter hier wirklich einmalig gut ist, geh auch ich schlafen. Es gibt während dem ganzen Rennen ständig ausreichend Getränke, Brot, Obst, Nudeln, Kuchen,... Wenn man die Rad am Ring-Versorgung kennt, wähnt man sich hier im Schlaraffenland. Und als Betreuer ist man echt arbeitslos, jedenfalls was die Verköstigung betrifft.
Das Wetter spielt gut mit und alle kommen gut durch die Nacht.  Die Jungs liegen weiterhin auf Platz 2, Team Harzer weiterhin auf 1 mit ca. 7 min. Vorsprung. Auch Norman und Thomas haben sich nachts eine Pause gegönnt.

Die erste Runde nach dem Sonnenaufgang


Ralf auf dem Saturn 11

Der restliche Rennverlauf ist dann eher unspektakulär, aber von guter Leistung und Konstanz gezeichnet. Eine kleine Reifenpanne gibt es bei Ralf noch zu beheben. Gerade aus der Wechselzone gestartet merkt er die zum Glück direkt an unserem Zelt bevor es auf die Strecke rausgeht.



Schnell springt Philipp ein. War wohl doch nix mit Pause. Mittlerweile ist Sonntagmittag, Temperaturen um die 28°C und alle freuen sich doch so langsam auf das nahende Rennende. Erschöpfung und Müdigkeit scheinen so langsam durch, trotzdem gibt jeder sein Bestes auf der Strecke. Um 14:10 Uhr ist es dann geschafft. Till kehrt von der letzten Runde zurück ins Ziel. Hier gibt´s verschwitzte Männer mit fröhlichen Gesichtern.

Thomas, Till, Norman und Torsten im Ziel

Alle sind super geradelt. Die 4er Jungs erreichen nach 50 Runden (Platz 2), Thomas nach 17 (Platz 50) und Norman nach 14 Runden (Platz 62) das Ziel. Nach der Siegerehrung gibt´s noch ein paar Gruppenbilder am Zelt. Hier auch das schöne T-Shirt, das ihr mitgemalt habt. Danke, für das schöne Andenken. Vielleicht ist das Baby nun auch Radinfiziert. Mache prophezeien uns schon, dass es bereits mit Rad auf die Welt kommen würde, bei den Eltern...
Und dann geht´s auf den Heimweg. Achtung! Alle Biker sollten einen Autofahrer haben. Fast niemand schafft es länger als 5 min die Augen offen zu halten, wenn er einmal im schaukelnden Auto sitzt. Zurück gibt´s ein bisschen Stau, aber um 20.00 Uhr erreichen wir Aachen. Nach dem Abendessen fällt Till in ein Schlaf-Koma auf dem Sofa. Von hier bekomme ich ihn auch nicht mehr ins Bett bugsiert, viel zu müde. Wäsche aufhängen übernehme ich dann schnell. So geht ein tolles Rennwochenende zu Ende.

Der Tag danach
Es ist Montagmorgen. Nach dem trubeligen Wochenende ist es so ungewohnt ruhig hier zu Hause. Ich will wieder zum Zelt. Ein guter Zeitpunkt um den Bericht zu schreiben. Ich würde mich freuen nächstes Jahr wieder dort zu sein. Mein kleiner Wunsch, dann auch selber wieder auf dem Rad zu sitzen. Bei einem 6er Team kann ja schließlich auch einer aufs Kind aufpassen, oder?
Hier noch eine kleine Anmerkung zum Mounti fahren bei Männern und Frauen. Falls andere Mädels das lesen: Traut euch auch, an einem Rennen teilzunehmen! Ich bin auch immer gehemmt und stehe dann an der Strecke und denke, den oder diejenige würde ich locker abhängen. Mist, warum hast Du Dich nicht angemeldet?! Und wenn ihr keine Bikerinnen seid, so ein Rennen ist echt spannend. Ich hätte auch die Sauna und Wellnesslandschaft vom Hotel an 3 Tagen nutzen können, aber ich bin dann jedes Mal vom Rennfieber gepackt und kann mich nicht von der Strecke lösen. Jedes Mal trifft man so nette Leute, lernt jemand neues kennen und verbringt eine tolle Zeit. Vielleicht können dann mache auch ihren Partner besser verstehen, der so viel Zeit mit seinem geliebten Bike verbringt, anstatt mit der besseren Hälfte. Kleiner Tipp: Frau kann auch Mann eifersüchtig machen, wenn sie lieber mit dem Bike den Wald durchstreift...

Und ich hab schon geschaut. Das nächste Rennen hier in der Ecke ist schon in 2 Wochen: Einruhr-MTB am 25. Juni... Sehen wir uns dort?