9. Mai 2013

Les Cimes de Waimes, 09.05.13



„Les Crimes des Waimes“ 09.05.2013 Halbmarathondistanz 65km 1350hm


Taktisch wertvoll

Man kann ja viel von mir behaupten, manchmal stimmt es sogar. Jedoch gibt es ein paar Sachen die bin ich defenitiv nicht. Zurückhaltung und Abwarten sind solche Fremdworte in meinem Wortschatz, dafür kenne ich das Wort Selbstüberschätzung. Das sind natürlich nicht gerade die besten Voraussetzung für Mittel und
Langdistanzrennen wo es darauf ankommt sich von Anfang an das Rennen kräftemässig einzuteilen, und nicht
wie Geistesgestörter von Vorne weg durch das Gehölz zu knallen. Bei diesem Belgienklassiker ist der Punkt des Überlebens auch ganz genau defeniert.
Von Kilometer 33 an gilt es 900m alles zugeben um eine gute Figur zu hinterlassen und sich dann noch auf die folgenden 31km zu freuen. Auf diesen 900m folgen die rund 2000 Teilnehmer dem Schlepplift der Skipiste in Ovifat mit rund 20% Steigung. Zur Krönung stehen an dieser Stelle auch noch die meisten Zuschauer, aber dazu später. Das Wetter zeigte sich mal wieder ardennentypisch nass. AmStart über die 65km starteten Max, Denis und ich in der ersten Startgruppe und Frank mit Marcel in der zweiten. Wir hatten uns Gemütlichkeit auf die Fahne geschrieben, und so gingen wir das Rennen verhalten an. Bei Km 15 liessen wir Max dann ziehen, und Ich hoffte darauf Denis noch länger folgen zu können. Jedoch geschah das Unvorhergesehene bei Km 20, Denis kam im Berg nicht hinterher und erholte sich im folgenden Anstieg auch nicht mehr. Sehr doof, jetzt muss ich
wieder alleine zurückhalten.

Das Rennen gestaltete sich wie erwartet sehr anspruchsvoll und technisch, eben kein Trallala, was natürlich auch auf die Geschwindigkeit drückte. Ich kam bis Ovifat bis auf einen Abflug gut durch, aber der war spektakulär.
Auf einem engen Trail paralell zum Hang blieb ich mit meinem Lenker an einem Baum hängen, und eben dieser katapultierte mich vom Trail in den Abhang.
Bis auf das beschwerliche hochklettern zum Pfad war aber nichts passiert, und ich konnte meine Fahrt fortsetzen.
Und dann steht da diese Wand, 900m steil bergauf, mit Hinweisschildern flankiert auf denen steht „ NO ZIG ZAG“. Oben an der Bergstation ein Riesenlärm, Trommeln, Pfeifen
und grölende Menschen. An der Talstation wusste ich dann auch was Max damit meinte „Hier steigst du zum verrecken nicht ab“ . Bin ich auch nicht, die letzten 30m im Wiegetritt nehmend mit zusammen gebissenen Zähnen noch am Fotographen vorbei erstmal zur Verplegungstation. Ich, dabei mir Reisfladen und Eier in den Mund zu stopfen, hör dann auf einmal von hinten „ he Muschi, alles frisch“, kommt der Frank von hinten. Frisch war hier gerade gar nichts, wo kommt Frank her, und wo hat er mir die Viertelstunde abgenomme, erstmal weg hier.

Nachdem dann der Restanstieg bewältigt war und wir bei 680m den höchsten Punkt überschritten hatten, ging es über technische und flowige Trails weiter, wo ich die Klasse
meines Cannondale perfekt ausspielen konnte. Platz um Platz holte ich auf. Ich fuhr sogar
irgendwo an Max vorbei ohne es zu merken.
Vor der letzten Verplegungsstelle 18km vor dem Ziel fuhr auch Frank wieder zu mir auf,
Max gesellte sich auch noch dazu und ich dachte schon, das ist jetzt die Chance dran zu
bleiben. Die Gruppe, die noch mehr Fahrer umfasste macht gut Tempo und kam gut voran.
Und dann macht mir wieder meine Kette einen Strich durch die Rechnung. Das 10 Sekundenloch fahre ich nicht mehr zu. Später wird auch Max aus der Gruppe herausfallen, und Frank sich bis zum Ziel in einer Zweiergruppe duellieren.
Ich habe dann auch ein Hinterrad gefunden das ich halten konnte, denn ich war kurz vor
fertig. Dieser Belgier hat mich im Rennen gehalten, bis mich 3Kilometer vor dem Ziel der
grosse Hammer geschlagen hat. Ab da ging gar nichts mehr, teilweise hatte ich das Gefühl
zu stehen. Trotz allem konnte ich meine Platzierung behaupten, die anderen waren halt
auch am Ende.
Also kann ich es doch, mich zurückhalten und taktisch wertvoll fahren.
Am Ende war es der 164 Platz bei 795 Zieleinläufen.
In meiner Altersklasse Master 2 wurde ich mit einer Zeit von 3.45.56 34ter.