26. September 2015

6aus49 - sechs Zahlen zum Glück



3 - 16 - 26 - 30 - 36 – 42. Diese Zahlen wären es gewesen. 
Dann wäre ich zwar immer noch aufgeregt, aber entspannt zur Eurobike gefahren. Entspannt, weil der Gewinn des Jackpots im Mittwochslotto die Erfüllung all meiner Wünsche und Sehnsüchte bedeuten würde. Aber, ich vertraue dem Glück nicht wirklich. So bleibe ich nur einer von Vielen, die sabbernd das Messegelände der Eurobike 2015 in Friedrichshafen wieder verlassen werden.

Die Eurobike: Wie ein Demagoge befriedigt sie die Massen.
 - Demagoge -
Die Kunst des Demagogen ist es, die Massen zu bewegen. Die Menge will in einen Bann gezogen werden, dem sie nicht mehr entrinnen kann. Und, dem gemeinen Pöbel muss genau das gegeben werden, was er will: Brot und Spiele. Deshalb weiß ich schon jetzt, dass mir die Eurobike das Grinsen eines Honigkuchenpferdes auf das Gesicht zaubern wird.

 - Trendsetting - 
Im Vorfeld wurden neue Trends und Entwicklungen aufgegriffen und kreiert. Mannigfaltige Köder legten die Hüter unseres Konsumrausches aus, um uns willige Konsumenten wieder und wieder zu locken. In medialen Netzwerken kursierten vorab gestellte Fotos von neuen Produkten. In Foren entwickelten sich Diskussionen über Sinn und Zweck von Achsstandards oder Reifenbreiten. Wir warten alle und wollen sehen, wie das nun ist. Wo sind all die B+ Räder und die Reise in die große weite Welt, die man uns verspricht? Denn wir wissen: B+ oder 27,5+ oder Midfat oder auch Twentysevenplus (so zwitschert es das Vögelchen von Schwalbe) und Bikepacking gehören unwiderruflich zusammen seitdem das Sherpa gibt.

Der unter medialer Hilfe sich selbst kirre gemachte Eurobike-Besucher begibt sich dann auch freiwillig in die Fänge des verkaufenden Gewerbes, um endgültig seinem persönlichen Konsumrausch zu erliegen.

 - Junk DeLuxe -
Ich bin dabei! Ich bin einer dieser Junkies auf Turkey, die nur darauf gewartet haben, den Luxusgütern aus Carbon und eloxiertem Aluminium zu verfallen. Stahl! Stahl würde mir auch gefallen, selbstredend. - Adrenalinstoß endet, vorerst - 
Die erste Aufgeregtheit ist vorüber. Die Jungs aus der Redaktion nehmen mich an die Hand, hängen mir meine Akkreditierung um den Hals. Toms ruhige Stimme teilt mir mit, ich soll spielen gehen. Solch einen Arbeitsauftrag nehme ich gerne an. 
In großen Lettern steht Van Nicholas über mir und ein Revelstoke in B+ Format und Lefty-Starrgabel vor mir. - (es geht schon wieder los!) -
LECK MICH ARSCH, WIE SCHÖN DU NUR BIST. 
Was interessieren mich bodygepaintete Brüste verhungerter Frauen, frisch aufgepolstert und getackert, oder Massagen von Mädels mit bezauberndem Lächeln. Diese prallen Kurven darf ich sogar anfassen! 
Das Zittern in den Händen weicht. Meine Gesichtszüge entspannen sich. Ich bin zufrieden und schwelge in meinen Phantasien. Wie würden wir wohl einen Nachmittag verbringen?
Meine Gedanken schweifen weiter...auch ein Salsa Cutthroat würde mir gut stehen. Zum Glück passen Bikefetischismus und Monogamie nicht zusammen.

Das ist der Moment. Es gilt die Gunst der Minute zu packen und die Dinge ab jetzt objektiv zu betrachten. Meine erste Lust ist vorerst mal befriedigt. Ich soll ja schließlich über die Eurobike schreiben. - Upside Down -
Was rede ich für einen Blödsinn. Als ich bei Pyga und Pivot stoppe gehen die Zahlen vom Lotto wieder mit mir durch. Ich bin gerade mal zwei Stunden in den heiligen Hallen. Schon muss ich zuhause anbauen oder die Kinder zusammen in ein Zimmer pferchen. Egal, mit der ganzen Kohle vom Lottogewinn kaufe ich mir einfach ein neues Haus mit einer 150m² großer Werkstatt und einem großen roten Plüschsofa. Und dann hänge ich mir noch ein OpenCycle an die Wand, nur so zum Gucken. Und freue mich darüber, einen Euro-Award-Gewinner mein Eigen zu nennen. - Strike -

Ich habe Hunger und merke es noch nicht einmal. Zum Glück gibt es eine Terminabsprache zum Mittagessen. Diese zwingt mich, Nahrung zu mir zu nehmen. Bis jetzt wusste ich gar nicht, dass man sich einen Hungerast auch gucken kann. - Pret a porter -
Da sitze ich am Tisch mit der Schwerstarbeit verrichtenden Crew von mtb-news.de und bestelle etwas zu essen. Dabei drehe mich nach links, Jackpot! Da sitzt doch tatsächlich Claudio Caluori neben mir. Ich fasse es nicht, der Mann der im DH Worldcup die Strecken für uns Downhillsofasitzer immer so anschaulich beschreibt und das Uiuiuiuiuiuiui neu interpretiert hat. Das Mittagessen steigt dadurch natürlich im Muschi-Eurobike-Ranking in die Top 3 auf.

So viele Hallen, so viele Menschen und alle spielen Lotto. Glaube ich. - Abbutze -
Die Putzkolonnen haben zu viel damit zu tun, die Hallenböden vom ganzen Sabber zu befreien. Man sieht Menschen in inniger Umarmung mit einem Ausstellungsstück. Schnell müssen diese  durch das angestellte Personal voneinander getrennt werden, bevor die Symbiose endgültig vollzogen ist. Zu meinem Glück hat die Redaktion mir Arbeitsaufträge erteilt, damit ich nicht dem Gesang der Sirenen verfalle.

Was noch?
Man sollte ja denken, Reifen sind langweilig, Gummi, Stollen, schwarz. Neeeeeee, wenn man dem B+/29+ Thema verfallen ist, ist das im Moment so ziemlich das spannendste, was man erleben kann. Vor allen Dingen, da es Hersteller gibt, die einen Reifen einfach in die Auslage hängen ohne groß drüber zu reden. Warum? Weil es ihn erst ab Februar gibt. Der neue Onza Canis 27.5x2.85, mit vielversprechendem Gewicht von 840 Gramm, verschafft mir dann auch wieder eines dieser netten Gespräche des Tages.

Ein Messetag neigt sich dem Ende zu. Die Eurobike hat nicht nur Neuigkeiten zu bieten. Sie ist eine Messe mit Sozialkompetenz, die es schafft, die große Masse der Radsportbekloppten zu einem großen Happening zusammen zu führen. 
Ende, aus, Mickymaus. Die kleine Muschi kann jetzt von ihrer Redaktion aus dem Spielparadies abgeholt werden.

In diesem Sinne, Think Pink - Eure Muschi

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