1. Mai 2015

Benjamin Helzle in Rennfahrergeschichten, ein Leben auf der Überholspur.

Das erste Mal tut immer weh - Etappenrennen Four Peaks

Aus einer fixen Idee, die während einer schicken Sonntags Tour über Stock und Stein mit meinem Weggefährten Jürgen, wurde Realität. Auf die Frage, was, wir uns so alles Fieses antun könnten, entschieden wir uns doch recht schnell, ein Etappen Rennen anzugehen. Ich als blutiger Anfänger auf diesem Gebiet hatte schon großen Respekt vor der Belastung, zumal ich noch nie ein Rennen in den Alpen gefahren bin... Wir entschieden uns für die 4peaks, da dieses Rennen mit seinen nicht extrem schweren Etappen, auch für uns machbar schien.

Durch die gesteigerte Motivation lief unsere Vorbereitung recht gut, neben ausgedehnten Trainingsrunden starteten wir früh in die Marathon Saison. So schunden wir uns ordentlich beim LaHallonienne in Grand Halleux, Roc d Ardenne in Houffalize und Schinderhannes Marathon,um wenigstens ein paar Rennkilometer in die Beine zu bekommen.

Anfang Juni war es dann aber soweit – auf nach Österreich. Und pünktlich zum Saison Highlight fing ich mir eine richtig ordentliche Erkältung ein. Mit vollgepacktem Auto und vollgestopft mit Medikamenten, nur gegen die Erkältung versteht sich, hahaha, ging es früh morgens los nach Österreich. Auf dem ersten Rastplatz holt uns natürlich das Glück ein. Ein mit zwei Typen besetztes Auto mit Aachener Kennzeichen und ein: „ Guten Morgen, Verkehrskontrolle, Führerschein, Fahrzeugschein, alles mal auspacken bitte!“. Schön dachten wir, unser Auto ist ja nur bis zu Decke vollgepackt. Danach gab es zur Aufmunterung erst mal nen leckeren Tankstellen Espresso.

Am Startort angekommen, trafen wir uns mit einem weiteren Jürgen, der mit seinem Bekannten Matthias auch die geniale Idee hatte, hier zu starten. Dank der genialen Arbeit von Jürgen’s Frau Petra konnten wir in jedem Etappen Ort schicke Unterkünfte beziehen.
Als erstes hieß es aber: Anmelden, Startunterlagen einsammeln, Tasche umpacken, Hotelzimmer verwüsten, Bike checken und dann das erste mal wieder aufs Rad, nach zwei Wochen krank sein...Vielleicht nicht die beste Voraussetzung für so ein Vorhaben, wie ich am nächsten Tag feststellen musste...

Tag 1 Startaufstellung direkt am Lift in Leogang - es wäre angenehmer gewesen, diesen nach oben zu nehmen - leider war die Aufstellung nach Startnummern. Mit Nr. 600irgendwas in unserem Fall also nicht sonderlich weit vorne, um genauer zu sein, eher ganz hinten... Aber pünktlich mit dem Startschuss zählt das alles nichts mehr, es geht über einen Radweg aus dem Ort direkt in den ersten Anstieg, schön steil und verdammt lang für einen Eifeler Jung... Hier verteilt sich aber das Feld ganz gut. Zum Glück, denn es geht am Ende des Anstieges direkt über einen schönen Trail mit etwas Stau wieder zurück Richtung Start. Von da aus geht es dann ab, schön Geradauspolizei über Straße und Radwege flach durchs Tal bis in den nächsten Anstieg. Der hatte es echt in sich, verdammt, habe ich da gelitten. Erst ging es ein paar Asphaltserpentinen hoch, dann Schotterweg. Da, eine Kurve, es sieht so aus, als ob der Anstieg zu Ende ist. Ok, doch nicht. Noch ne Kurve, dann hab ich’s bestimmt geschafft. Ok, doch nicht. Aber nach der nächsten Kehre. Immer noch nicht. Inzwischen stehen die ersten Teilnehmer leidend neben ihren Bikes und schieben bis zur Verpflegung. Erst mal 2kg Orangen rein in den ausgelaugten Körper. Dann direkt über Forstwege wieder Höhenmeter vernichten, um dann wieder ewig berghoch zu kraxeln. Kurz bevor ich oben bin, klopft meine Erkältung von innen an den Brustkorb. Ich pfeife aus dem letzten Loch. Wenigstens ist jetzt fast alles an Schleim raus aus der Lunge. Mit leichtem Zwacken in den Beinen geht es dann Richtung Ziel. Geschafft. Morgen Startblock B. Jetzt erst mal Kuchen, Bananen, ich brauche Regeneration. Kurz die Blackroll gequält, Rad geputzt, 32 Kettenblatt gegen ein 30 getauscht und nach dem Abendessen ab in die Kiste.

Tag 2 Früh aufstehen, ordentlich frühstücken, Tasche packen und einladen, Rad flott machen, ab zum Start. Die Etappe läuft wie gestern, berghoch leiden, durchs Tal fliegen, berghoch sterben - übrigens der längste Anstieg der Welt - genialen Trail runter. Leider heute nicht so wirklich fahrbar, da es in der Nacht geregnet hat und dadurch der Boden total aufgeweicht ist. So fielen um mich herum immer wieder Leute in den Dreck, irgendwann erwischt es mich auch, leichter Bodenkontakt. Dann den Trail halb gelaufen, gerollt, gerutscht, gefahren... Und ab ins Ziel! Diesmal gab es echt ne tolle Zielverpflegung, Käse, Schinken, Joghurt und Obst, genial. Dann ab in die Unterkunft, leider kein TV, ahhhhhhhhh. Naja, gehen wir halt was einkaufen. Chips, Eis, trallala, als perfekte Ergänzung zur Zielverpflegung. Abends dann noch Fritten zum Steak, denn ohne Fritt kein Tritt.

Tag 3 So langsam ist schon alles Routine, faszinierend nach nur 3 Tagen...
Auch die Strecke ist recht ähnlich, nur heute ohne den entspannten Zwischenteil, also hoch runter hoch runter. Allerdings läuft es heute echt zäh. Der erste Anstieg ist am Ende nicht mehr fahrbar, das tut richtig gut. Nicht!!!! Gar nicht!!! Gar gar nicht!! Gar gar gar nicht! Zum Glück kommt der heutige Trail erst nach dem nächsten Berg. Jetzt erstmal entspannte Höhenmetervernichtung über Forstwege. Im Anfang des nächsten Anstieges kurz die Verpflegungsstelle genutzt und was echt Geniales in mich reingestopft. Gurken mit Salz!!! Total geil!! Vielleicht hätte ich mir aber noch ein Gel einpacken sollen, das hätte ich im Laufe des folgenden Anstieges noch brauchen können. Ich hatte auf Grund des gewaltigsten Hungerastes ever sogar überlegt Geltütchen vom Boden aufzusammeln, oh mein Gott. Gott war ich am Ende. Und dann auch noch der Trail. In dieser Kombination war das echt eine ganz grosse Sch…. Und einfach war der irgendwie auch nicht. Die zwei Bodenkontakte auf der Pfad sprechen eine eigene Sprache. Und das, obwohl ich schon ein paar Stellen runter gelaufen bin, die ich aber auch mit meinem Hardtail nicht mit frischem Kopf gefahren wäre. Im Ziel RedBull Cola und Eis. Passt. Heute war es nämlich echt warm geworden. Da kühle ich mich direkt mal kurz im Brunnen ab. Dann wieder in die Pension, Bike putzen, kurze Pause, zum Supermarkt, Bett, Fritten essen, Bett.

Tag 4 Nach einem entspannten Nachmittag fühle ich mich etwas besser, so, dass ich die letzte Etappe gut angehe. Leider gibt es einen langen neutralisierten Start über eine Bundesstraße, nicht schön, dafür schnell. Naja, dann geht’s ja wieder berghoch und runter. Es geht Vollgas über Radwege, in einer faulen Gruppe, aus der wir mit 4 Mann immer wieder vorne raus fahren. Aber irgendwie werden wir doch immer wieder geschluckt. Naja, noch etwas drauflatschen und mit gut Puls in den letzten Anstieg des Rennens. Ein Fehler, der perverse Wiesenanstieg ist an der Grenze des Fahrbaren. Vor mir gibt einer auf, also muss auch ich schieben. Wenigstens gibt es am Ende der Wiese Gurken, yeah. Dann mal los, den letzten Anstieg hoch. Den genieße ich dann etwas, damit ich den letzten Trail auch mal etwas entspannter angehen kann. Lohnt sich auch. Bei der Abfahrt muss ich kurz zum Hände ausschütteln stehen bleiben. Geil! Dann geht es mal wieder Vollstoff Richtung Ziel, die letzten Plätze wollen gut gemacht werden.
Im Ziel angekommen gab es dann ordentlich Kuchen, lecker. Günther, wenn du das liest, es lohnt sich! Danach das Finisher Trikot abgeholt. Ich hätte am ersten Tag nicht gedacht, dass ich ins Ziel komme. Aber die Anstrengung hat sich gelohnt, es waren ein paar echt tolle Tage.

Danke an Alle die mit dabei waren!

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