3. April 2015

Tim Greis in Rennfahrergeschichten, ein Leben auf der Überholspur.

Ausgefallen ist Programm


Hey!
Ich bin der Tim und Mario fragte mich die Tage, ob ich nicht Lust hätte, mich mal hier vorzustellen.
Die Gelegenheit lasse ich mir dann mal nicht entgehen.
Seit gut 10 Jahren fahre ich Mountainbike und Mountainbike ist nicht Fußball. Während unsere in einer Spielgemeinschaft von mindestens 10 Dörfern zusammengeworfenen Kicker sonntags in der Kreisklasse gegen eine andere aus 10 Dörfern zusammengeworfene Spielgemeinschaft in der 75. Minute den Ball ins Tor stolpern weil die Kondition des Gegners eine konzentrierte Gegenwehr nicht mehr zulässt, sich dem Bericht in der Lokalpresse sicher sein können, fühlte ich mich als Biker mit dem zehnfachen Trainingsaufwand etwas zu wenig wertgeschätzt und fing an selbst zu schreiben… kann ich eh viel besser als diese Karls und Karla Kolumnas vom Verbandsgemeindeblatt. Sorry Karl. Sorry Karla.
Weil sich der Winter gerade dem Ende entgegen neigt, ich seit Oktober kein Rennen mehr gefahren bin und zudem keinem mit Berichten über Mallorca die Nase lang machen will, habe ich einen Blick ins Archiv geworfen.




Rennen 15
Mountainbike Festival Büchel (75km 1450 hm)
Sex mit dicken Frauen, zu kleine Salamis, verkehrte Welt in Büchel und aus!
Ich stehe etwas planlos am Kofferraum von Jakobs Auto. Im Kofferraum stehen zwei Taschen mit Winterklamotten. Als Moselaner lernt man in frühester Kindheit, dass es in der Eifel 2 Jacken kälter als daheim ist. Und heute? 30 Grad oder was? Verkehrte Welt, soviel steht fest. Ich hole meine Startunterlagen, packe mein Trikot und fahre mich warm. In kurzen Sachen. In Büchel. Unglaublich.
Kurz vor 11 stehe ich am Start. Wir vertreiben uns die Zeit mit Fotomachen. Die Stimmung ist gut. Ich gehe trotzdem nochmal Pipi machen. Start. Gewohnt schnell. Büchel schnell. Vor drei Jahren bin ich hier nach 1,5 Stunden völlig schwarz mit einem 27er Schnitt in einen Bach gefallen. Ich nehme mir vor es heute nicht soweit kommen zu lassen. Es fällt mir schwer, mich dran zu halten. Ich halte mich nicht dran.
Es läuft gut. Richtig gut. Jedes Mal wenn ich auf den Tacho gucke, denke ich, was schon 5, schon 13, schon 20 Kilometer. Hui, wenn das so weiter geht, schaff ich es zum Kaffee zu Hause zu sein. Ich befinde mich in einer 3er Gruppe mit Rene Hoff und einem Wiesbadener Fahrer. An steilen Rampen sehen wir die größere Verfolgungsgruppe der Spitze. 30 Kilometer, 40 Kilometer, 50 Kilometer. 2 Stunden sind wir unterwegs. Jetzt kommen noch 2 Berge, einer davon allerdings das Mörderding an der Göbelsmühle und dann ist auch schon Feierabend.
Ich fahre eine Abfahrt runter. Nicht sonderlich gut aufgeräumt. Überall liegt Holz. Eins davon erwischt meinen Hinterreifen, es zischt und ich rolle aus. Damn. Während ich da stehe, die Maxalami in die Flanke puhle, die Mitleidsbekundungen und Hilfsangebote der anderen entgegennehme, muss ich an die alten Moto Cross Zeiten denken.






Mein bester Kumpel übte in seiner Jugend jenen Sport recht erfolgreich aus und wenn es die Zeit zu lies machte ich den Betreuer. Nun unterscheiden sich die auf den ersten Blick recht ähnlichen Sportarten Mountainbike und Moto Cross nicht nur, wie manch Laie vielleicht denken mag, durch den Motor. Ich möchte als wesentliches Unterscheidungsmerkmal den im Vergleich zum Radfahrer wenig asketischen Lebenswandel der Crosser anführen. Vor und nach dem Rennen wurde stehts ordentlich gefeiert, Stubbis gesoffen und Steaks gefressen. Bei einem dieser Gelage, trank Kollege Albi so viele Biere, dass er die gut 120 Kilo des einzig ledigen Mädels als nicht mehr störend empfand, er mit ihr und wenig später wohl auch in ihr verschwand. Natürlich wollte am nächsten Morgen jeder wissen, wie es denn gewesen sei. Er beantwortete uns dies mit "ich kam mir vor wie eine Salami im Hausflur".



Zurück zum Thema. Meine Salami ist auch zu klein und ich muss einen Schlauch einbauen. Anders als beim Fahren bin ich beim Flicken nicht mit Eile gesegnet. Nach einer schier endlosen viertel Stunde geht es weiter. Das Rennen ist gelaufen. Ich nehme etwas raus. An der Verpflegung fülle ich meine Flasche auf und der Helfer fragt, ob noch einer hinter mir käme. Aua. Ich fahre an 7 weiteren Platten vorbei. Einer der ersten ist Laurent dem ich meine Pumpe gebe. Rene hat es auch erwischt. Katrin Schwing steht ohne Ersatzschlauch am Rand. Was für ein Reifengemetzel. Ich quäle mich die Göbelsmühle rauf.
Nach 3,5 Stunden bin ich im Ziel. Ich gucke erst gar nicht, was drin gewesen wäre und welchen Platz ich habe. Saisonende und Prost. Mit meinen Buddies vom MTB Club erreichen wir den dritten Platz in der Gesamtwertung der CX Challenge.
Danke Jungs.

Mehr davon gibt es unter www.facebook.com/timgreismtb


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