15. September 2014

Früher war alles besser oder der Tanz auf dem Dauner Vulkan

Früher war alles besser.
Früher das war als Twix noch Raider hieß, auf meiner Schule in Düren nur Jungs in der Klasse waren und man Samstags nach der Schule erst ins PJH tanzen ging und dann auf ein Bier mit Mettbrötchen zu Max.


Heute ist alles anders und selten besser. So soll das auch mit dem Dauner Vulkan sein, nachdem das Rennen in 2012 ein Jahr pausiert hat, um sich mit einem neuen Team neu zu erfinden. Aber was erzähle ich, ist ja alles nur Hörensagen und total egal, weil wir sind hier.

Wir, das PST Racing Team und die Vennbiker rocken heute den Vulkan auf der Halbmarathon Distanz über 60km mit 1300hm.

Und wenn alle anderen in Bad Salz Detfurth sind oder sich für den P-Weg schonen, wir sind hier.

Früher hat man sein Telefon nicht gesucht, früher war da eine Schnur dran und hatte eine Wählscheibe. Früher war alles besser.




Und weil früher ja alles besser war, fahre ich heute mal mit ohne Gänge, halt als Einzelgänger.

Früher war alles besser da fuhr man Torpedo Dreigangschaltung oder nicht gewichtsoptimierte Eingangschaltung.



Ob das eine gute Idee ist wird sich noch zeigen, bei dem Spiel Alles, Nichts, Oder kann man gewinnen oder verlieren, ist ja kein Kindergeburtstag hier. Aber eins ist sicher, ich werde ein neues Level auf der Beklopptenskala von 1-10 erfahren.
Erfahren ist gut, denn erfahren habe ich auch das wir PST Fahrer heute unsere neue Teambekleidung tragen dürfen. Wie sich das für Muschis gehört in einem stylischen quietsche neon grün, da packe ich doch direkt mal was in pink dazu.

Früher war ich jünger, attraktiver und ein Spielball der Hormone, früher war ich in der Pubertät. Heute warte ich darauf endlich heraus zu kommen.



Das ist eine hervorragende Ausgangsposition um zumindest die Stylewertung zu gewinnen. Als weiteren Stylefaktor muss dann ja noch das Rad herhalten. Nein, nicht nur das die bekloppte Muschi mit ohne alle Gänge fährt. Nein, der fährt auch noch starr und der Gerät ist magnetisch und Engländer. Es schimpft sich Genesis Fortitude Adventure, kurz Frosch und ich liebe der Gerät.

Früher mussten wir zum spielen raus, zu Hause gab es ja nichts ausser Hausarbeit und die ZDF Drehscheibe.
Früher da war alles besser.



Ich, als bekennender Singlespeeder bin natürlich jetzt mal gespannt wie das so läuft in einem Rennen als Einzelgänger. So ganz entkoppelt vom Renngeschehen, das Rennen aus der Warte des Kriegsberichterstatters zu verfolgen hat was, so ohne Waffe in der Hand. Ich werde einfach nur versuchen dem Kampfgeschehen zu folgen. Gut, entkoppelt heißt nicht entschleunigt, hoffe ich. Das Streckenprofil kommt meinem Stahl-Frosch mit Semibergübersetzung entgegen, es geht entweder rauf oder runter und das nicht zu lang. Und für alle die damit was anfangen können, ich fahre eine 29/16 Übersetzung.
Ich habe gut reden, ich bin ja noch nicht einmal losgefahren.

Früher war alles besser.
Früher, da ging man in die Tanzschule, lernte tanzen und war ein Mädchenschwarm, oder auch nicht.



So, da stehe ich in der Startaufstellung mit den anderen Ritzelknechten. Vorne wäre ja albern, hinten wäre tiefstapeln, also mittendrin und geniesse die Ruhe vor dem Sturm. Der wird gleich losbrechen, aber vorher Späßchen hier und Späßchen da. Man sucht meine Getriebenabe und lächelt, weil man keine findet. Macht man halt so bei Geisteskranken oder schüttelt mit dem Kopf. Denn er weiss nicht was er tut, stimmt mach ich auch immer so. Ich kann mir an meiner Rennfeile auch keinen zweiten Gabelholm leisten, warum dann hier vertikale Ausfallenden mit Schaltauge, kostet doch nur Geld für Mehrgewicht was nix bringt, oder doch?

Früher ging man ins DADA, RIU, Bavaria oder Between und wartete auf die nächste N.O.T Party.
Früher war alles besser, da fand ich ABBA Scheiße.



Start, die Windhundmeute hetzt los und der einbeinige Terrier hinterher, Alles, Nichts, Oder, wer feiert heute Kindergeburtstag? Alles ist gut, Alles wird gut, Alles bleibt gut, uiuiuiui. Erste Steigung und es fängt an, das lustige Positionswechseln. Das ist ein tolles Spiel, das geht so. Ich im Nähmaschinenmodus werde von vielen angestrengt aussehenden Rennfahrern überholt. Dann eine Steigung, eine angestrengt aussehende Muschi überholt die eben gesehenen Rennfahrer im Wiegetritt. Im Gefälle überholt der Einzelgänger weitere Rennfahrer in windgerechter Haltung auf dem Oberrohr sitzend. Im flachen und im leichten Anstieg werde ich wieder von den mir bekannten Rennfahrern angestrengt überholt.

Früher schauten wir Magnum, Miami Vice und Trio mit 4 Fäusten, Colt Seavers war unser Held und Godzilla gab es in der Matinee-Vorstellung.
Früher war alles so einfach.


Das wiederholt sich dauernd und man lernt die Leute so kennen. Die fragen sich zwar alle was ich für Drogen nehme, aber ertragen meine Eskapaden. Ich stelle fest das Einzelgänger Einzelgänger sind. Entweder meine Trittfrequenz ist zu hoch oder zu niedrig. Ist sie zu hoch bin ich zu langsam, ist sie zu niedrig bin ich zu schnell.
Kapiert???
Nein, dann fahrt mal einem SSPler hinterher der den Berg hochknallt als wäre es ein Zielsprint und oben mit Schnappatmung erst mal eine halbe Minute rausnehmen muss, und das an allem was mehr als 8% hat.

Früher war alles besser, da war man Popper, Waver, Punk oder Skin.
Heute bin ich Muschi.



Und da gibt es ja noch meinen persönlichen Kampf der Geschlechter. Ich fahre mal wieder im Podiumskampf der Mädels mit. Unter anderem fährt da Andrea Schwan von Toma Cycles mit. Wir kennen uns über die radelnden Jungs der Feuerwehr Aachen, somit habe ich immer jemanden zum Plausch. Im Flachen kommt sie von hinten, im Berg von vorne und manchmal auch als Geisterfahrer.
Ich Habe es noch nie erlebt, das sich 50 Fahrer gleichzeitig verfahren und Geisterfahrer spielen. Hier ist es geschehen, war ein Riesendurcheinander. Schade nur das es bei den Jungs im Kampf um das Podium auch passiert ist, und so Günther Reitz vom Team Firebike um die Podiumsplatzierung brachte.

Früher war es einfach uns Angst zu machen, da gab es die RAF, Polizei mit Maschinengewehren und super freaky Fahndungsplakate im Hauptpostgebäude.
Früher war alles besser.



Das Verhältnis von Andrea zu mir wird durch meine Übersetzung gestört, wird können uns einfach nicht dauerhaft annähern. Das geht so weiter bis km28, dann nehmen die flacheren Passagen zu und ich an Tempo ab, ich brauche doch Anstiege. Andrea hat einen 5er Zug aufgemacht und die rauschen im ICE Tempo an mir vorbei. Scheiße, wann kommt der nächste Berg? Ab km38 sieht die Welt dann wieder besser aus, 2 heftige Anstiege spülen mich wieder nach vorne zu den Mädels. Dann die letzte Abfahrt Oh Graus, lang aspahltiert und nicht so steil wie ich es gerne hätte, eine ehemalige Bahntrasse. Ich kämpfe auf meinem Oberrohr um Windschnittigkeit und um den Windschatten der mich überholenden Fahrer. Pink Lady Eva Bouwen, die führende der Seniorenwertung geht mal wieder an mir vorbei. Aber ich habe noch einen Anstieg, meine pinken Socken gewinnen vor ihrem pinken Gesamtkunstwerk und Andrea wird 2te in der Wertung, Glückwunsch.

Früher war die Welt hinter Düren zu Ende, das Spuugh in Vaals, das Ritz in Aachen und der Spaceclub in Köln waren wie Reisen zum Mond.
Früher war alles besser, da war die Welt kleiner.



Und am Ende stehen wir alle ziemlich zufrieden da.

Ach totaler Quatsch, heute 2 Tage später erfahren wir, das das PST Racing Team mit unserem Teamchef Marco Planer, Rafael Planer und mir als drittschnellsten die Teamwertung auf dem 2ten Platz gerockt haben, Finger in den Po Mexiko.

Und wir kriegen es noch nicht mal mit und verpassen unser Podium. Ich auf einem fucking Eingänger, wenn das nicht geil ist, das schreit nach mehr. Wir brauchen kein Heldenwetter für Heldentaten.

Von den Vennbikern fährt Michael auf Platz 24 und Rene auf 33 im Halbmarathon und Aaron auf 92 gesamt und 6AK auf der Kurzstrecke. Bei PST fahren Rafael auf 76, Marco auf 115, Marcus auf 161 und Frank auf 189, alle Halbmarathon. Ich gewinne die nicht vorhandene Singlespeed und Stylewertung und lande auf Platz 136 gesamt und 50 AK in 3:02:19h.


Nach dann mal Prost, ich muss mein Beinpüree pflegen.

eure Muschi

Ach und ehe ich es vergesse:
Früher war nicht alles besser, da hatte ich Pickel und heute fahre ich schneller Rad.

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